Donnerstag, 17. Juni 2010

Christus, Luzifer und Ahriman


1. Der menschliche Astralleib
Der Astralleib (=Empfindungskörper) ist das menschliche Wesensglied, welches vom 14. bis 21. Lebensjahr den physischen Körper durchdringt. Der Astralleib ist von nicht-stofflicher Beschaffenheit und erzeugt diejenigen Gefühle, welche nicht auf direkter Wahrnehmung beruhen: Sympathie, Phantasie, Freude, aber auch Unlust, Unzufriedenheit, Neid, Spottsucht oder Antipathie. In den Astralleib senkt sich ab dem 21. Lebensjahr allmählich das Ich hinein, welches mit Ausgestaltung der Bewusstseinsseele (35. - 42. Lebensjahr) zur Reife gelangen soll; siehe auch Fische-Zeitalter 1413 n. Chr. - 3573). Welche positiven Funktionen haben die "Widersacher" Luzifer und Ahriman, die uns ständig vom Guten trennen?

2. Luzifer

Luzifer, der "Lichtträger", bringt dem Menschen die Freiheit und die Erkenntnis von gut und böse. Daraus ergibt sich auch die Möglichkeit, daß der Mensch sich in moralische Verfehlungen verstricken kann. Freiheit ist notwendig, damit der Mensch ein moralisch eigenverantwortliches Wesen werden kann. Luzifer ist zwar für die unreife Seele ein Widersacher, der sich den göttlichen Schöpfermächten entgegenstellt, aber er fördert durch seinen Widerstand zugleich unsere Entwicklung. Er darf also keineswegs als einseitig böse geistige Macht angesehen. Die Heilkraft Christi bezieht sich besonders auf den Astralleib, der die Quelle unserer Selbstheilungskraft ist. Laut RS sind Leid und Krankheit von guten Mächten herbeigeführt, damit Freiheit und Erkenntniskraft nicht länger mißbraucht werden. "Unser Unterbewußtsein weiß: Mein Schmerz ist die Folge meiner Verfehlungen. Mein Schmerz ist ein Erzieher, der mir die Befreiung von meinen Lastern nahebringen will".

Im Sinne des Guten wirkt Luzifer, wenn die Menschen durch Luzifer das Licht der Weisheit und den Sinn für die Schönheit der sinnlichen Welt wahrnehmen. Wissenschaft und Kunst sind eine Gabe Luzifers, ebenso auf Erkenntnis gegründete moralische Einsicht. Ohne ihn gäbe es die menschliche Kultur nicht. Luzifer wollte den Menschen in die sinnliche Welt hineinführen, aber es lag nicht in seinen Absichten, ihn zugleich so fest an die materielle Welt zu binden, wie das mittlerweile der Fall ist.

In der Bibel wird Luzifer durch die Schlange symbolisiert, die sich in das Paradies schleicht und den Menschen dazu verführt, vom "Baum der Erkenntnis" zu essen. Dadurch werden dem Menschen die Sinne für die äußere Welt geöffnet und seine sinnlichen Begierden geweckt. Der Mensch wurde dadurch früher und tiefer in die sinnliche Welt verstrickt, als es ursprünglich vorgesehen war. Als Folge des luziferischen Einflusses wird dem Menschen der unmittelbare Anblick der übersinnlichen Welt entzogen: Er wird aus dem Paradies verstoßen. Das rein geistige Wesen, das der Mensch einmal war, steigt herab in die sinnliche Welt und nimmt hier physisch-körperliche Gestalt an. Weil der Mensch nun ein stofflich-körperliches Wesen wird, verliert er seine ursprüngliche Unsterblichkeit und nimmt den Tod in seine körperliche Natur auf.

Die Geschlechtertrennung ist eine unmittelbare Folge des luziferischen Einschlags. Der Mensch, der nicht länger das reine unverfälschte Abbild des göttlichen Wesens war, wurde zum in Mann und Frau gespaltenen Bild der geistigen Schöpfermächte. Es begann der Kreislauf von Geburt und Tod, die Menschheit entwickelte sich in Rassen, Stämme und Völker. Andererseits wird dadurch die Voraussetzung für die Individualisierung des Menschen geschaffen. Der Mensch wird selbstständiger; Luzifer bringt individuelle Freiheit und damit leider auch die Möglichkeit zum Egoismus.

3. Ahriman

Den anderen Widersacher bezeichnet RS als Ahriman: Er ist der Gott der Finsternis und wird in der Bibel als Satan bezeichnet, in Goethes Faust als Mephistopheles, von hebräisch "mephiz" (Verderber) und "tophel" (Lügner). Durch Ahrimans Wirken verdunkelt sich dem Menschen der Einblick in die übersinnliche Welt, er nimmt nur noch das Materielle in seiner Umgebung wahr. Die Materie ist das Reich Ahrimans. Ahrimans Macht bewirkt, daß der Mensch sich in der materiellen Welt verliert und die geistige Welt wie durch einen Nebel oder Schleier verhüllt wird. "Stellen Sie sich vor, Sie blicken in die Natur, sehen Pflanzen, Tiere, Ihre Mitmenschen - und anerkennen nur das Körperliche."

"Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben", sagte der auferstandene Christus zum ungläubigen Thomas. Ahriman bewirkt, daß die Menschen die geistige Welt nicht kennen. Seine Kraft verstärkte sich mit Aufkommen der exakten Wissenschaften im 15. Jahrhundert. Ahriman verleitet die Menschen zu Lüge und Irrtum - newusst wie unbewusst. Die Folge ahrimanischer Verfehlungen ist ein schlechtes Karma in form von Schicksalsschlägen. Sein Wirken ist aber nicht als böse im absoluten Sinn zu bezeichnen. Das Wirken Ahrimans kann auch als Opfertat verstanden werden, die einen wertvollen Beitrag für die gesamte Weltentwicklung leistet. Ahriman können wir transformieren, wenn wir den Menschen in lebendiger Einheit mit der Natur und dem Kosmos sehen. Die Heilung des Karma geschieht durch den Heiligen Geist, der Einsicht der geistigen Wahrheiten und spirituelle Erkenntnis vermittelt. Darüberhinaus bezeichnet RS Christus als den "Lord of Karma".

4. Beziehung zwischen Luzifer und Ahriman

Der Mensch findet also in der Außenwelt die Materie vor - in seinem Inneren das Gewissen und die Erkenntnis von gut und böse. Luzifer ist der Geist der substanzlosen Visionen und Illusionen, der den Menschen von der Erde hinwegheben will in sein flüchtiges Reich. Ahriman dagegen will uns in die rein materielle Welt herabziehen. Allein im Gleichgewicht zwischen diesen erdenflüchtigen luziferischen und erdensüchtigen ahrimanischen Kräften kann der Mensch seine wahre Freiheit finden.

Literatur:
Rudolf Steiner, Wie finde ich Christus und was tut der Engel an meinem Astralleib, Zürich 1918

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wahrlich inspirierend, was hier zu finden ist. Herzlichen Dank dafuer.
Ich werde in einer meiner naechsten Arbeiten diesen Blog zitieren.
Freundlich......ClusterVision