Mittwoch, 16. Juni 2010

Rudolf Steiner über das Höhere Selbst

Engel aus anthroposophischer Sicht
Literatur: "Was tut der Engel in unserem Astralleib? Wie finde ich den Christus?", Zürich am 9. und 16. Oktober 1918

1. Gut und Böse
Rudolf Steiner (RS) beschreibt die Dialektik von Gut und Böse derart: Das Böse ist ein zeitversetztes Gutes - ein ursprünglich Gutes, das anstatt sich weiterzuentwickeln in der unveränderten früheren Gestalt in einem späteren Zeitalter der Menschheitsentwicklung nachwirkt. Böses kann aber auch dadurch entstehen, dass etwas, das erst in einem späteren Zeitalter wirksam werden soll, in unreifer Form zu früh auftritt. Der Kampf zwischen Gutem und Bösem besteht in der Auseinandersetzung des Früheren mit dem Späteren, des Alten mit dem Neuen. Die Evolution bedarf des Bösen als notwendigem Gegengewicht zum Guten; damit der Mensch frei sein kann, muss es auch die Möglichkeit zum Bösen geben. Die Aufgabe des Erden-Menschen besteht darin, Liebe zu erlernen, d.h. sich in Freiheit für das Gute zu entscheiden. Nur durch den Ausgleich beider kann das Weltenziel erreicht werden. Das Urgeheimnis des Bösen hängt nach Dr. Steiner mit dem „Streit am Himmel“, einer Art Krieg in der geistigen Welt, zusammen.

2. Der Mensch, Geist der Freiheit und Liebe

Wir Menschen stehen in der Entwicklung über Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich. Es besteht die Gemeinsamkeit mit dem Tierreich, daß auch die Tiere einen Astralleib (Empfindungskörper) haben, um Gefühle zu empfinden. Pflanze, Tier und Mensch haben alle drei einen Ätherleib. Er ist der Träger der lebendig wirkenden Weltgedanken, welche die Lebensformen der Natur hervorbringen. Er wirkt als Lebenskraft, die die Vorgänge des Organismus aufrechterhält und die Stoffwechselprodukte sowie das Wasser an den richtigen Ort im Körper bringt.

3. Engel

Engel sind Wesen, welche in der Hierarchie direkt über uns Menschen stehen. Sie haben keinen physischen Leib, sondern einen Ätherleib (unsichtbarer Vitalkörper) als unterstes Wesensglied. Auch wenn sie nicht sichtbar sind, ist ihre Anwesenheit sehr stark erlebbar: Jedes Kind hat einen Schutzengel, einen Genius an seiner Seite. Der Genius wird zurecht als das Höhere Selbst bezeichnet und meint jenen Teil der Seele, der nicht inkarniert ist und sich in der geistigen Welt aufhält. Die Engel bewirken in uns das moralische Gewissen: indem sie unser Gewissen mit positiven oder negativen Gefühlen speisen, entstehen unsere individuellen Werte- und Moralvorstellungen. Bei Kindern ist der Schutzengel immer präsent, bei Erwachsenen ist diese Verbindung oft gestört, z.B durch Alkohol- oder Drogenmißbrauch, Egoismus, gewissenloses Handeln. Unser Gewissen erhält vom Genius im wesentlichen Impulse zu drei Tugenden:

1. Nächstenliebe
2. Geisteserkenntnis, d.h. daß sie uns zu geistig-seelischer Entwicklung auffordern
3. Religionsfreiheit, d.h. daß jeder seine Mitmenschen liebe, egal welcher Religion sie angehören

Wenn der Mensch gegen sein Wissen und Gewissen unmoralisch handelt, dann widersetzt er sich den Impulsen seines Engels. Der Engel wird laut RS dann seine Impulse an den schlafenden Menschen geben. Das hat fatale Folgen hat: Da Astralleib und Ich im Schlaf aus den Körper herausgehen, befindet sich im schlafenden Körper nur der lebenserhaltende Ätherleib (weshalb die griechische Kultur den Schlaf als den kleinen Bruder des Todes bezeichneten).

Der Engel trifft also auf den Ätherleib und vollbringt daran seine Arbeit. Dieses Schaffen bringt nun ein völlig anderes Resultat hervor. Der Engel handelt so, wenn ein Mensch sich bewusst entscheidet, nichts an sein Gewissen heranzulassen. Man kann sagen, weil der Mensch sich so entscheidet, wird auch sein Engel sich so verhalten. Und was passiert durch den Impuls des Engels auf den menschlichen Ätherleib? Es kann nicht ein gesundes, ordnendes Gewissen entstehen, sondern dessen Gegenteil. Es kommt zu Erkenntnissen instinktiver, unbewußter Art. Und wozu führen unbewußte Einsichten? RS beschreibt drei Folgen:

1. Das Ablehnen der Nächstenliebe und Brüderlichkeit verstärkt die Ichbezogenheit. Durch entartete Sexualkräfte gelangt ein schädlicher Einfluß ins menschliche Blut, gewissenlose Menschen, so Steiner, werden zu "halben Teufeln". Gesellschaftliche Zersetzungsphänomene zeigen sich am dramatischen Anstieg von Gewalt, Kriminalität, Prostitution, Alkohol- und Drogenmißbrauch in den letzten Jahrzehnten.

2. Wenn der Mensch die bewußte Geisteserkenntnis ablehnt, kommt es zu unkontrolliertem technischen Fortschritt: enorme Maschinenkräfte werden zu egoistischen Zwecken freigesetzt (man denke an Atomkraft, Gentechnik, Rüstungsindustrien). Es scheint, als geriet die Technik im Laufe des 20. Jahrhunderts außer Kontrolle. Soziale und ökologische Katastrophen sind die direkten Folgen.

3. Das Leugnen der Heilkraft Christi führt zum materialistischen Atheismus, z. B. in Naturwissenchaft, Forschung, Medizin. Der Mensch, jenes geistige und hochkomplexe Wesen, wird dann als eine Art Computer betrachtet. Eine ungesunde Lebensweise führt dazu, daß seelisches Wachstum kaum mehr möglich sei.

"Du mein himmlischer Freund, der du mich zur Erde geleitet
Und mich geleiten wirst durch die Todespforte
In die Geistesheimat der Menschenseele.

Du, der die Wege kennst seit Jahrtausenden,
Lasse nicht ab, mich zu erhellen,
Mich zu erkraften, mir zu raten,
Dass ich aus dem webenden Schicksalsfeuer
Als ein stärkeres Schicksalsgefäss hervorgehe
Und mich immer mehr erfüllen lasse
Mit dem Sinn der göttlichen Weltenziele."
~ Ernst Karl Plachner 1896-1982

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das Gedicht Du mein himmlischer freund stammt nicht von Rudolf Steiner sondern eindeutich von
Ernst Karl Plachner.
geb. 6-9-1896 gest. 23-1-1982
Siehe Die Archiv-Ecke.

Bitte corrigieren !

Rudolf Steiner hatte über das Gedicht etwas geschrieben!

aad.meyer@ziggo.nl