Dienstag, 18. Januar 2011

Rudolf Steiner über Kaspar Hauser

Was war die Mission Kaspar Hausers?

Rudolf Steiner:

"Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand die Gefahr, daß die Verbindung zwischen der geistigen Welt und der physischen Welt – zwischen der geistigen Welt und dem Bewußtsein der Menschheit – vollständig unterbrochen würde. Da mußte es einen Menschen geben, der in der physischen Welt lebte und dennoch wahre und richtige geistige Erfahrungen haben konnte. Das war die Mission Kaspar Hausers – diese Verbindung zwischen der geistigen und der physischen Welt aufrechtzuerhalten, bis im Jahre 1879 wieder ein Michaelzeitalter kommen würde. Kaspar Hauser war tatsächlich die Individualität, die diese Verbindung aufrechterhielt."

Paul Michaelis:

Das Gespräch kam "auf die Bestrebungen römischer und westlicher Logen, und in diesem Zusammenhang habe Dr. Steiner mit größtem Ernst betont, daß drei Aufgaben zu lösen seien, deren Ergebnis für die Zukunft von ganz besonderer Wichtigkeit sei:

1. Die Frage nach den beiden Johannessen
2. Wer war Demetrius?
3. Woher kam Kaspar Hauser?

Bei allen drei Problemen sei es von besonderer Wichtigkeit, daß die Blickrichtung nicht auf den Tod hin gewählt würde, sondern auf die Geburt hin. Woher kamen sie, und mit welchen Aufgaben? Jene Individualität, die hinter dem Kaspar-Hauser-Schleier verhüllt wurde, sei eine Wesenheit, welche inspirierend in den Rosenkreuzerzusammenhängen von Anfang an gewirkt habe und sich dann inkarniert habe am 29. September 1812 als erster Sohn des badischen Großherzogs Karl Ludwig und seiner Gemahlin Stefanie von Beauharnais. Hauser habe eine wichtige Mission des esoterischen Christentums zu erfüllen gehabt. Dann sagte Dr. Steiner, daß bestimmte okkulte Kreise – die zu den Freimaurern gehörten und unter jesuitischem Einfluß standen – Kaspar Hauser für ein Experiment gebrauchten resp. mißbrauchten."

Karl Heyer, "Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert", 1999:

"Es sei hier ein Nachtrag gemacht zu meinem Buche "Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert" (Kreßbronn/Bodensee 1958) in Gestalt eines wichtigen Ausspruches Rudolf Steiners. Dieser Ausspruch wurde mir erst vor einiger Zeit mit einem genügend hohen Grade der Verbürgtheit bekannt. Er ist vermittelt worden durch Adolf Arenson.

Angesichts des gewaltsamen Todes Kaspar Hausers im Jahre 1833, als er 21 Jahre alt war, ist oft die Frage aufgeworfen worden, warum die Gegner des Unglücklichen ihn nicht bereits als Kind umgebracht haben. Auf diese Frage gibt es manche mögliche
Antworten. Der gemeinte Ausspruch Rudolf Steiners beantwortet die Frage in einer auf tiefe okkulte Tatsachen hinweisenden Art. Er besagt: die Gegner Kaspar Hausers hätten ihn deshalb nicht schon als Kind umgebracht, weil er sich dann alsbald
wieder hätte verkörpern können und die betreffenden Gegner dies gewußt hätten.

Dieser Ausspruch muß natürlich in die gesamten vielschichtigen Zusammenhänge hineingestellt werden, die in dem genannten Buch sichtbar zu machen versucht wurde. Diese können hier jetzt natürlich nicht wiedergegeben werden. Nur das sei bemerkt, daß offenbar das Zeitmoment hier eine entscheidende Rolle gespielt hat: Kaspar Hauser hätte in einer bestimmten weltgeschichtlichen Stunde, um es einmal so auszudrücken, ‹aktionsfähig› sein müssen, wenn er zu derjenigen Wirksamkeit sollte kommen können, die seine Gegner hintertreiben wollten. Später (1833 und wohl schon 1829) mochte daher eine alsbaldige Wiederverkörperung nicht mehr in Frage kommen, auch den Gegnern sein gewaltsamer Tod trotz aller für sie damit verbundenen Risiken als das kleinere Übel erscheinen im Hinblick auf die für sie gefährliche Bewußtseinsentwicklung, die er inzwischen durchgemacht hatte."

Quelle:
Thomas Meyer, Karl Heyer und das Schicksal seines Kaspar-Hauser-Werkes

1 Kommentar:

Mythopoet hat gesagt…

> ER WIRD SO MÄCHTIG IM TODE SEIN, ALS ER OHNMÄCHTIG IM LEBEN WAR <

"Am 14.Dezember 1833 wird Kaspar Hauser von einem Unbekannten ... niedergestochen...
Als er an diesem Sonnabend Nachmittag gegen vier Uhr wankend bei Meyer ankommt,
schenkt dieser seinem Bericht keinen Glauben. Er packt den, wie sich später herausstellt,
vierfach tödlich Getroffenen und zwingt ihn, zum Hofgarten zurückzugehen..."
(Jakob Wassermann: Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens)

"Am Dienstag, dem 17.Dezember 1833 abends 10 Uhr, neigt sich sein Leben dem Ende zu.
Wie ein schmerzliches Hinblicken auf die Mission, die er nicht erfüllen konnte, klingt sein Wort:
>Das Ungeheuer war stärker<. ... Im Todesaugenblicke leuchtet das Christentum hell in ihm auf...
Kaspar Hauser dankt und vergibt allen, ... sogar seinem Mörder.
>Der Entschlummerte hat das Wort der Vergebung noch mit sterbender Lippe ausgesprochen.<"
(Heinrich Fuhrmann: Trauerrede)

"Zwei Tage später wurde er begraben; es war Nachmittags und der Himmel von wolkenloser Bläue.
...es sei zu der Stunde Mond und Sonne zu gleicher Zeit am Firmament gestanden,
jener im Osten, diese im Westen und beide Gestirne hätten im selben fahlen Glanz geleuchtet."
(Wassermann, l.c.)

"So stellt Wassermann den Tod Kaspar Hausers in einen eigentümlichen kosmischen Zusammenhang.
Das Kind Europas, das kurz vor Weihnachten ermordet wird, trägt man zu Grabe
unter einer Osterkonstellation."
(Peter Tradowsky: Kaspar Hauser / (nach Angaben von Rudolf Steiner))